In der Ferne

Ein halbes Jahr in Indien. Hier schreiben wir unsere Erlebnisse nieder. Fuer Euch umsonst, natuerlich.

Montag, Oktober 31, 2005

Abschied von Manipal


Jetzt heisst es "Auf Wiedersehen Manipal".
Unser Studium ist beendet, drei Tage wurde der Abschied gebuehrend gefeiert, am Sonnabend sogar eine Disco angemietet und am Sonntag die letzte Mahlzeit zusammen eingenommen. Das kleine Manipal war fuer drei Monate unser kleines Indien - auch wenn uns alle Inder ueberzeugen wollten, dass Manipal alles, nur nicht typisch indisch ist. In einer solch kurzen Zeit kann einem in fremden Landen viel passieren: Das Hotelzimmer wird ein Zuhause, man findet gute Freunde, der indische Lebensstiel wird einem, wenigstenst ein bisschen, zu eigen oder man verliert einfach nur vier Regenschirme.
Derart an den Subkontinent gewoehnt, verstreuen wir uns vier jetzt also in die vier Himmelsrichtungen und lassen die "Westler" Manuel, Christina und Nolwenn hier zurueck. Meine Reise wird mich ueber die Straende in den Nordwesten fuehren und vielleicht kommen wir vier bald wieder dort oben zusammen.
Die Texte an dieser Stelle wurden in letzter Zeit ein wenig vernachlaessigt, gleiches gilt fuer Fotos. Ich kann nicht versprechen, dass es sich aendern wird - kann mich aber bemuehen, Euch ueber meine Rucksack bepackte Schulter schauen zu lassen.
So, Schluss mit den ruehrseligen Reden und rein in den Zug... Naechster Halt: Palolem, Goa!

Henning

Dienstag, Oktober 25, 2005


Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass an dieser Stelle haeufig die Rede von Straenden ist - aber was soll ich machen? Natuerlich erleben wir andere schoene Dinge, von denen wir Euch schon berichteten, oder eben nicht so gute.

Anlass fuer diese Fotos war unser visual communications Kurs in dem jeder Student eines Teams drei Fotos zu einem bestimmten Thema abgeben musste. Maren, Robin und ich steckten die Koepfe zusammen und suchten uns ein Oberthema. Da das Thema Essen schon hervorragend und nahezu erschoepfend von unserer "Leidensgefaehrtin" Alena auf ihrem Blog abgefruehstueckt wird, entschieden wir uns fuer "Armut". Es mag vielleicht kein ueberraschendes Thema sein, aber wir stellten nicht nur bei unser abschliessenden Praesentation fest, dass die hiesigen Studenten keinen Blick fuer die "kleinen" Dinge des Alltags haben und leicht ueber Armut und Muell in ihrer Nachbarschaft hinwegsehen. Sehen sie aber die Fotos, kommt die Frage, wo zum Teufel wir den diese Menschen gefunden haetten. Anwort: einen Kilometer enfernt vom Campus, gegenueber dem Planetarium.

Was ihr auf dem Foto seht ist kein slum, eher eine Zeltstatt von Wanderarbeitern, die im Moment die Strassen ausbessern. Solche Lager sehen wir auf unseren Reisen oft und die Armut in ihnen ist nicht zu uebersehen.

Nach der Praesentation sagte uns Sunil, der Dozent, er hoffe, dass wir nicht nur diese Eindruecke mit nach Deutschland bringen. Natuerlich nicht! Indien ist ein erstaunliches Land, in jeder Hinsicht und jedem ans Herz gelegt. Aber ohne diese Bilder geht es auch nicht.

Henning

Die Bettelkinder sind am Tiger Circle ein fast alltaegliches Bild und koennen gewaltig nerven. Fuer jeden Besucher Indiens ein kleiner Tip: vor der Reise ueberlegen, wie man mit den Bettlern umgeht. Keinem etwas geben (den Kindern, die ihre "Beute" meist an die Eltern abtreten muessen) und vielleicht spenden. Es ist wirklich hart, aber Geld bringt meistens nichts und haelt die jungen Bettler zudem noch von der Schule fern - schliesslich koennen sie auf der Strasse viel Geld verdienen. Oder man gibt ihnen direkt Essen wie Kekse oder Bananen, was wir nach anfaenglichem Hin und Her auch jetzt tun.

Das Foto zeigt ein kleines Maedchen beim schlafen nahe der Zelte. Wir hatten noch ein Foto ihres Gesichts gezeigt, das von Fliegen und Pickeln uebersaeht war. Allerdings habe ich mich dazu entschlossen, es nicht auf diese Seite zu stellen - ich muss es nicht jedem zumuten.

Die Strassenarbeiter sehen wir hier in Indien alle Nase lang, sei es in der bruetenden Hitze auf stark befahrenen Strassen oder halstief in einem Graben beim verlegen von Kabeln. Oft sind, wie auf dem Bild zu sehen, Kinder oder Jugendliche eingespannt. Diesen Jungen trafen wir abends in seinem Zelt bei einem Reismahl noch einmal an.