In der Ferne

Ein halbes Jahr in Indien. Hier schreiben wir unsere Erlebnisse nieder. Fuer Euch umsonst, natuerlich.

Sonntag, November 27, 2005

Ab in die Wueste


Mein Arsch ist wund!
Nun, diesen Satz habe ich gewaehlt, weil wir in unserem Journalistikstudium gelernt haben, des Lesers Aufmerksamkeit schon zu Beginn zu erhaschen.
Wie es dazu kam, dass mein Allerwertester so geschunden wurde? Es war kein geschrotteter Bus oder ein ungepolsterter Sitz in der indischen Bahn, nein es war das unbequemste Verkehrsmittel, das ich bis jetzt in diesem Land gefunden habe: ein Kamel.
Wie schon berichtet, hatte ich so langsam keine Lust mehr auf Palaeste oder Forts – und dann dieser Trip nach Jaisalmer, Hotel im Fort mit Blick auf die Wueste. Es ist natuerlich alles auf Touris ausgelegt, wenn auch die Stadt sich ihren Scharm bewahren konnte. Kaum war ich angekommen, wurde ich von Menschen belagert, die mir ein Zimmer plus Safari verkaufen wollten. Ich schlug mich durch die Menge und Angebote und landete in einem kleinen Gasthaus am spaeten Abend, buchte einen Kameltrip fuer drei Tage und verbrachte eine kurze Nacht: zum einen, weil nebenan eine Hochzeit gefeiert wurde und zum anderen, weil ich um fuenf Uhr morgen aus dem Bett geschmissen wurde, um Kaju zu treffen, mein Kamel.
Erst ging es per Jeep in die Wueste, die man sich hier nicht als Duenenlandschaft vorstellen darf, eher als Sandsteppe mit Bueschen und Baeumen an manchen Stellen.
Schon in Udaipur lernte ich, dass das Kamel in diesem Breitengraden als Symbol der Liebe gilt. Warum? Nun, ein Kamel ist so haesslich und stinkt dermassen ... wenn man eine solch daemliche Kreatur lieben kann, kann man alles und jeden lieben. Ich habe immer noch den Geruch von Kamel-Furz in der Nase und glaubt mir: was aus dem Mund des Tieres rauskommt, ist nicht besser!
Also rauf aufs Kamel, festhalten und versuchen, den Po moeglichst nicht allzu sehr zu belasten. Es war anstrengend! Dafuer wurden wir (dabei waren Teah und Esther aus Neuseeland und Linea und Ellen aus Schweden) mit schoenen Sonnenuntergaengen und einem fantastischen Sternenhimmel belohnt – nur an das Aufstehen bei Sonnenaufgang konnte ich mich nicht gewoehnen. Gekocht wurde im Sand, chapatis, Reis, curry und dal machten wir unter Anleitung unserer jungen Fuehrer Ismael und Mussah selbst.
Es war sicherlich eine tolle Erfahrung, auch wenn mein an dieser Stelle viel besungener Po immer noch leidet!

Nach dieser Wuestenstadt zieht es mich noch weiter nach Norden, nach Pushkar, einem winzigen und doch in Indien sehr heiligen Ort, in dem ich mich knapp eine Woche verbringen werde. Wie es ist, jedem Abend einer puja beizuwohnen, die einzigen Brahman-Tempel in Indien zu besichtigen und eine Woche lang keine tierischen Produkte zu mir zu nehmen, lest Ihr bald an dieser Stelle.

Henning