In der Ferne

Ein halbes Jahr in Indien. Hier schreiben wir unsere Erlebnisse nieder. Fuer Euch umsonst, natuerlich.

Mittwoch, November 09, 2005

gmHampi - zwischen Glauben und Suende

Wahrscheinlich erwartet Ihr nun ein Bericht ueber Goa, hier ist er: tolle Straende, viele Menschen, teuer im Vergleich zum Rest des Landes (ausser Alkohol).
Nun, ich bin nicht dagewesen, entgegen meiner Ankuendigung. Ich verbrachte ein paar Tage in Gokarna, am Om-Beach - weil es mir dieser sehr Ort angetan hat und Maren und Christoph dort auch die Zeit "tot schlugen". Es waren schoene Tage und Naechte am Strand mit netten Menschen und ... aber von Gokarna hab' ich ja schon berichtet. Eigentlich sollte es weiter gehen nach Palolem, Goa, aber dar selbst dieser abgelegene Strand schon jetzt, vor der Saison, ueberfuellt sein soll, entschied ich mich um den Staat Goa einen riesigen Bogen zu machen.
Der Weg fuehrte uns also nach Hampi in unserem "Heimatstaat" Karnataka im Landesinneren. Kirsten hatte schon viel berichtet und andere Reisende schwaermten von dem kleinen Staedtchen in hohen Toenen. Vor uns lag eine 10 Stunden Fahrt von Gokarna aus, 5.30 morgens aus dem Bett, rein in den Bus und los ging das Gehumpel. Einen solchen Ritt habe ich in Indien noch nicht erlebt und es gab schon einige grausige Fahrten! Die Federung des Vehikels, wenn es denn eine gab, versagte klaeglich und die Strassen waren wie immer lausig. Schlafen konnte man nur zwischen den Schlagloechern und die gab es wie Sterne am Himmel. Einnicken trifft die Sache ganz gut - ich bin froh, dass sich keiner von uns das Genick gebrochen hat!
Abends trafen wir also in Hampi ein und fanden ein Staedtchen mit dutzenden Tempeln vor, eingebettet in Bergen, die aus riesigen Steinen bestehen. Das Flair kann man hier getrost als mediterran bezeichnen: Griechenland wegen der Ruinen, Spanien wegen der Gasthaeuser und der Restaurants und ganz Europa wegen der vielen weisshaeutigen Menschen auf den Strassen. Abends wird es angenehm kuehl, das haelt die Bewohner der Hauptstrasse aber nicht davon ab, vor ihren Haeusern zu schlafen: natuerliche Aircondidition.
Die Tempel sind wirklich ueberwaeltigend und nicht ohne Grund zum Weltkulturerbe erklaert worden. ueberall sieht man Affen, grosse Wasserbueffel und Kamele. Die Berge ringsherum laden zum klettern ein und geben einem einen tollen Blick ueber die Umgebung. Abends fallen dann die Moskitos ueber uns her, was aber schnell mit Autan behoben werden kann.
Indien ist das Land der Gegensaetze, wie Ihr vermutlich schon oft an dieser Stelle erfahren habt. Man koennte fast sagen, alles ist verboten - wenn man etwas aber braucht, ist es jederzeit zur Hand. So haengen im Polizeibuero zum Beispiel Warnungen, Charace, Ganja, Bhang oder Marihuana koennten zu langen Gefaengnisstrafen fuehren (oder aber zu einer leeren Brieftasche). Trotzdem muss man nur fuenf Schritte auf der Strasse laufen und man wird ueberschwemmt mit Angeboten, oft sogar bekommt man eine Probe, von der man getrost den ganzen Tag zehren kann. Sitzt man abends im Restaurant wird einem unter der Hand Bhang-Lassi angeboten, ein Getraenk aus einem Marihuana-Derivat (wobei ich nicht sicher bin, ob es sich um die gleiche Pflanze handelt). Ein Doerfchen also, das einem alles bietet: Kultur und Entspannung, Religion und Suenden! Aber keine Angst, alles shanti, ich bin noch kein dauerbekiffter Hippie - dafuer gibt es hier zu viel zu erleben und man wuerde zugedroehnt eben dies verpassen.
Morgen geht es weiter und weil ich nicht schon wieder leere Versprechungen machen moechte, verrate ich Euch meinen Zielort noch nicht (ein zwei Tagestrip in den Norden). Wie heisst es doch so schoen: Alles ist moeglich in Indien ... ausser zeitgenaue Plaene zu schmieden!

Henning