In der Ferne

Ein halbes Jahr in Indien. Hier schreiben wir unsere Erlebnisse nieder. Fuer Euch umsonst, natuerlich.

Freitag, September 30, 2005

Am Om-Beach


Wenn Manipal mal wieder zu eng wird, heisst es abhauen. Fuer die passenden Reiseziele sorgt dieses wunderbare Land zu genuege!
Edith und ich wollten – natuerlich – an einen Strand und da mir mittlerweile so einige Geschichten ueber Goa zu Ohren gekommen sind, die stark an den Ballermann erinnern (wenn auch nicht so krass), ging es nach Gokarna.
Im Reisefuehrer als eine der heiligsten Staedte in Suedindien genannt, liegt Gorkarna dreineinhalb Zugstunden von Udupi entfernt. Von den Zugfahrten habe ich Euch ja schon ueberschwenglich berichtet, also bleibt nur noch hinzuzufuegen, dass wir diesmal auch durch Reisfelder fuhren. Die Bahnstation liegt ein ganzes Stueck vom Ort entfernt, aber wir haben hier ja unsere geliebten Busse und Rickshaws, die uns sicher an den Stadtrand brachten. Nun war Gorkarna nicht unser eigentliches Ziel, vielmehr der oft geruehmte Om-Beach, benannt nach dem Om-Zeichen, das Ihr oben im Bild seht – und tatsaechlich war der Strand wie eines geformt. Bevor wir ihn aber zu Gesicht bekamen, mussten wir mit einer Rick ueber die Berge und ausgerechnet dieses Exemplar war das lausigste, das ich bisher gesehen habe. Wir tuckelten also aufwaerts und wurden dann mit wunderschoenen Aussichten auf die Straende belohnt, die in kleinen Buchten aufgereiht am Arabischen Meer lagen. Aber genug von der Reise … naja, vielleicht noch das: die Rick blieb im Schlamm beinahe stecken und wir mussten den Rest des Weges zu Fuss laufen!
Der Om-Beach ist … kommt und kuckt ihn Euch selbst an! Klein, kaum Menschen, Fischer, die jeden Morgen frisches Abendbrot an den Strand bringen, Huetten, in denen man billig schlafen kann und vieles mehr (denkt Euch das Eure dazu!). Ich war ja auf den Kulurschock gefasst, schon als ich in Delhi aus dem Flugzeug stieg, aber diesmal hat es mich kalt erwischt: nackte Haut und noch dazu weiss!!! Einige Backpacker waren schon da und ich musste mich ersteinmal an den Anblick vieler Europaeer auf einem Haufen gewoehnen – es war auch nicht schlimm, denn die anderen waren freundlich und man kam sich nicht wie in einer Touri-Gegend vor.
So vergingen die Tage am Strand, bevor wir uns wieder nach Gorkarna aufmachten, um uns die Tempel dort anzusehen. Bloss wird die Stadt in der Saison (November bis April) von Touristen bevoelkert und die heiligen Mauern sind vorsorglich gegen die Fremden geschuetzt. So bummelten wir auf den Strassen, als uns ein Moench ansprach und uns, wie wir dachten, einen Tempel zeigen wollte, der fuer Weisse erlaubt war. Nun war es kein Tempel, eher eine kleine Steinhuette und wir kuckten uns schon ein wenig komisch an, als wir uns hinsetzten, die Haende zum Gebet falten mussten und schliesslich gesegnet wurden – aber wer kann denn damit rechnen, dass die ganze Aktion 500 Rs (10 Euro = 10 Essen = 2 bis 5 Hemden = 50 Rickshaw-Fahrten…) kosten sollte? Wir quatschten uns los, gaben dem Schelm 10 Rs und fragten uns im Nachhinein, was das alles sollte: Sind wir nun verheiratet? Oder heisst es Unglueck, wenn man die Segnung abricht?
Wir sind auf jeden Fall gut wieder in Manipal angekommen und wenn ihr denkt, dass war alles, dann kuckt naechste Woche mal wieder rein, denn morgen geht es mit den anderen nach Croog, einer hill station mit wilden Elefanten!

Henning